Die Energiewende in Aktion
Die Energiewende ist noch lange nicht vollendet. Doch vielerorts im Lande kann man sie schon sehen. Sehen Sie hier, wo in Baden-Württemberg das Energiesystem von morgen schon heute mitgestaltet wird.
Armee geht, Energiewende kommt
In Freiburg im Breisgau liegt diese ehemalige Kaserne. Der Stadtteil Vauban gilt heute als Vorzeigeprojekt für klimafreundliches Wohnen. Das ist das Ergebnis jahrzehntelangen Engagements der Bürgerinnen und Bürger. Nachdem Anfang der 1990er Jahre die französische Armee abgezogen war, entstanden auf dem Gelände Häuser und Wohnblocks nach dem Niedrigenergiestandard. Manche Gebäude produzieren übers Jahr gerechnet inzwischen mehr Energie als sie verbrauchen.
Mehr Licht, weniger Energieverbrauch
Bei Nacht kann man sie sehen: die Energiewende in der Gemeinde Sandhausen. Mehr als 1.000 von insgesamt 1.300 Straßenlaternen strahlen dann mit LED-Lampen. Verglichen mit herkömmlicher Beleuchtung werden dadurch 271 t CO₂ jährlich eingespart. 190 km südlich ist man noch sparsamer: Die LED-Laternen in der Gemeinde Ballrechten-Dottingen sind mit Bewegungsmeldern ausgestattet und leuchten nur, wenn jemand kommt.
Immer mit dem Strom
In Gengenbach und Offenburg stehen zwei bislang einzigartige Wasserkraftwerke. Durch drehbare Turbinen können sie das Energiepotenzial des Wassers doppelt so effektiv nutzen wie gewöhnliche Wasserkraftwerke und arbeiten schon bei Höhenunterschieden von weniger als 5 m effizient. Das ist gut fürs Landschaftsbild, die Wassertiere und die Menschen – die Turbinen sind nämlich kaum zu hören. 2011 zeichnete die Europäische Union die Flexi-Kraftwerke als bestes Umweltprojekt aus.
Energiewende Marke Eigenbau
Es begann 1997 mit einem 29 m hohen Fichtenstamm und einem Windmessgerät an der Spitze. Nach zweijähriger Feldforschung beschlossen die Bürger der Gemeinde Freiamt, die Energiewende in die eigenen Hände zu nehmen. Eine Bürgerbeteiligungsgesellschaft mit fast 150 Gesellschaftern finanzierte und errichtete zwei Windmühlen des Typs Enercon E-66. Diese liefern – zusammen mit einem weiteren Windrad und knapp 250 Solaranlagen – pro Jahr über 3 Mio. kWh (Kilowattstunden) – das entspricht dem Bedarf von etwa 1.000 Haushalten (Quelle: Ökostromgruppe Freiburg).
Vom Stromrebellen zum Versorger
Tschernobyl war der Auslöser: Der Widerstand gegen die Atomkraft hat die Schwarzwaldgemeinde Schönau einst bekannt gemacht. Aus dem Protest wurde Tatkraft. Mit Spendengeldern und dem Kapital von 750 Privatpersonen konnte die Gemeinde im Jahr 1994 auf Initiative von Ursula und Michael Sladek (Foto) das Stromnetz vom regionalen Energieversorger komplett übernehmen. Inzwischen produzieren die Elektrizitätswerke Schönau mehr Energie als die Bürger dort verbrauchen. Aus den einstigen Stromrebellen ist ein bundesweit aktiver Stromversorger geworden – mit mehr als 194.000 Kunden (Quelle: EWS Schönau).
Von hier für hier
Der Ortsteil Mauenheim der Gemeinde Immendingen ist das erste Dorf in Baden-Württemberg, das Strom und Wärme komplett aus heimischen erneuerbaren Energien erzeugt. Ein Blockheizkraftwerk, eine Biogasanlage und mehrere Solarkraftwerke versorgen die rund 450 Einwohner (Quelle: solarkomplex AG). 70 Gebäude sind angeschlossen, die CO₂-Einsparung beträgt pro Jahr 1.000 t.
Die Nacht zum Tag machen
Sie sind deutschlandweit die Ersten und in Sachen Energiewende echte Vorbilder: Die Bürger der Gemeinde Tuningen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Sie haben ihre komplette Straßenbeleuchtung auf sensorgesteuerte LED-Lampen umgestellt. Damit spart die Gemeinde nun jedes Jahr 141.000 kWh Strom ein, was etwa 25.000 € entspricht.