Von der Brache zum Vorzeigeprojekt: die Bahnstadt Heidelberg
Früher ein Güter- und Rangierbahnhof, heute auf dem Weg zu einer der größten Null-Emission-Siedlungen der Welt: Die Bahnstadt Heidelberg mausert sich zum ökologischen Vorzeigestadtteil. Auf einer Fläche von 116 ha – das ist mehr als die gesamte Heidelberger Altstadt – ist ein Wohn- und Wissensquartier entstanden, das ausnahmslos nach Passivhaus-Standards bebaut wird.
Wohnen, Arbeiten und Kultur auf engstem Raum vereint: Diese Tradition europäischer Städte lebt in dem einzigartigen Entwicklungsprojekt wieder auf. 3.800 Menschen wohnen hier bereits und bis zu 7.000 sollen es einmal werden (Quelle: Stadt Heidelberg). Auf dem zentralen Campusgelände sollen 6.000 Arbeitsplätze entstehen. Kindertagesstätten und eine Grundschule, Kultureinrichtungen und Einkaufszentren sorgen für einen angenehmen Alltag der kurzen Wege. In dem barrierefreien Viertel fällt der Verzicht auf das Auto nicht schwer, schließlich liegt der Hauptbahnhof buchstäblich vor der Tür. Die Innenstadt ist mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln in wenigen Minuten erreichbar – zum Beispiel mit dem im Dezember 2018 in Betrieb genommenen Anschluss für die Straßenbahnlinien 22 und 26 (Quelle: Stadt Heidelberg).
Flächendeckend Passivhaus-Standard
Ein Modell für die Stadtentwicklung der Zukunft weit über Deutschland hinaus ist die Bahnstadt vor allem wegen ihres innovativen Energiekonzepts. Durch die Passivhaus-Standards wird der CO₂-Ausstoß im Vergleich zu herkömmlichen Bauweisen um mehr als 50 % verringert. Die Strom- und Wärmeversorgung der Bahnstadt erfolgt durch Fernwärme, die zu 100 % aus erneuerbaren Energien stammt. Darüber hinaus werden alle Bahnstadt-Haushalte mit intelligenten Stromzählern (Smart Meter) ausgestattet, die jederzeit einen Überblick über Energieverbrauch und entstehende Kosten erlauben.
Die Kooperation zwischen den Planern der Stadt Heidelberg und den diversen Bauträgern funktioniert seit dem Start der Arbeiten im Jahr 2010 hervorragend. „Alle Investoren greifen das Thema Passivhaus aktiv auf“, sagt Ralf Bermich, Abteilungsleiter Energie im Heidelberger Umweltamt. Auf der Grundlage verbindlicher Ratsbeschlüsse begleiten und beraten die städtischen Fachleute die Investoren während der Bauphase und sichern die Qualitätsstandards. „Das Passivhaus-Konzept wird auch von den Bewohnern angenommen oder sogar bewusst nachgefragt.“
Vorbildfunktion für viele Städte
Nicht zuletzt in der Fachbranche sorgt die Bahnstadt international für Aufsehen. Teilnehmer der weltweit größten Passivhaustagung in Frankfurt verschafften sich im April 2013 während einer Exkursion einen Einblick in das Projekt – und zeigten sich beeindruckt: „Das wird Vorbildfunktion haben für viele Städte – da muss es hingehen im städtebaulichen Bereich“, fasste eine Expertin ihre Impressionen zusammen.
Im Sommer 2012 zogen die ersten Bewohner der Bahnstadt in ihr neues Zuhause, pünktlich zum Ende der Ferienzeit nahm eine Kita vor Ort die ersten Kinder auf. Fast zeitgleich öffnete das architektonisch markante Skylab seine Türen, das größte Büro- und Laborgebäude auf dem Areal. Seitdem kommt immer mehr Leben in Heidelbergs neuen Stadtteil, der für nachhaltige Urbanität beispielhaft ist.
Regelmäßig ausgezeichnet
Die Bahnstadt hat bereits mehrere bedeutende Auszeichnungen erhalten. So wurde ihr für ihr hocheffizientes Straßenbeleuchtungssystem im Jahr 2013 der Auroralia Award verliehen. 2014 erhielt die Bahnstadt den „Passive House Award 2014“ als „Passivhaus-Region des Jahres“ – und 2015 wurde Heidelberg sogar im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York mit dem „Global Green City Award“ ausgezeichnet.
Die Bahnstadt lebt und entwickelt sich ständig weiter. Einen guten Überblick über alle Aktivitäten und Errungenschaften erhalten Sie hier.